Oberhausener Oster-Open 2017 – Geniales und Grauenhaftes aus Gerther Sicht

Bericht von Matthias Gawlick

Drei, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten, fanden sich ab Gründonnerstag zum Open des Oberhausener SV ein: Volker Brüggestraß, Josef Mrowetz und ich, ein Augenmerk sollte aber noch auf unserem passiven Mitglied Christoph Wolff liegen. Wie im Vorjahr wollten 177 Schachfreunde mitmachen, was dieses Jahr aber zu Komplikationen führte. Einige Kurzentschlossene meldeten sich so spät an, dass kurz im Schiedsrichter-Quartett diskutiert wurde, ob die erste Runde neu ausgelost werden sollte…

Ob es an diesem ungewohnten Durcheinander lag? Volker als 39. der Setzliste geriet nach zwei Stunden gegen seinen nominell deutlich schwächeren Gegner auf Abwege, verlor zunächst die Qualität und später die Partie. Josef hielt seine nach eigener Aussage lange ausgeglichen, musste dem Favoriten aber zuletzt den Punkt lassen. Ich ließ mir von meinem Gegenüber die Folgen eines Bauernverlustes nicht mehr zeigen. Also stand beim Gerther Trio die Null…

In der zweiten Runde regierte das Prinzip Schnelligkeit. Volker sagte mir schon nach einer Dreiviertelstunde (!), dass sein Gegner nicht mehr lange spielen werde und setzte dann die Mattkombination an. Da war ich schon fertig (!), weil mein jugendlicher Gegner Schnellschach spielte und zuletzt mit dem nackten König gegen zwei Leichtfiguren und fünf Freibauern antrat. Josef spielte im normalen Tempo, brachte auch eine aussichtsreiche Stellung zustande, allerdings ohne zählbaren Erfolg. Christoph Wolff sollte aber spätestens hier dringend erwähnt werden, da er mit Weiß IM Michail Zaitsev ein Remis abrang!

Runde Drei brachte uns zur Abwechslung vor allem Punkteteilungen: Volker kam trotz aussichtsreicher Stellung als Schwarzer mit Druck auf den Gegner nur zum Remis. Wegen eines Qualitätsverlusts erlitt sein Versuch, das Feld mal von hinten aufzurollen, einen Rückschlag. Josef erwischte wieder einen schweren Gegner und musste zum dritten Mal die Null quittieren. Ich hatte nach dem kurzen Match am Vormittag genug Kraft und Inspiration, um gegen einen nominell Stärkeren ein Remis herauszuholen. Und Christoph? Verlor gegen den nächsten IM (Tomic) und stellte anschließend ganz nachvollziehbar fest: „Irgendwann kann man nicht mehr denken!“

Die vierte Runde am Samstag bot wieder Temposchach. Josef verbuchte schon nach 40 Minuten den Sieg, weil er – richtig geraten! – den Jugendlichen erwischt hat, der sich hier wie beim Schnellschach fühlte… Volker geriet gegen seinen Kontrahenten alsbald in ein Hauen und Stechen, das unser Mann technisch beendete. Da war noch keine Stunde vorbei. Ich griff im Mittelspiel daneben und wollte nach einem Figurenverlust nicht nach dem Faden suchen, den ich vorher verloren hatte.

Am Ostersonntag gab es erneut zwei Spielrunden, die über den Ausgang des Turniers entscheiden sollten – auch für uns „Normalsterbliche“ („Richtungsspiel“ heißt das bei den Fußballern). Die fünfte also bot Josef Gelegenheit, gegen einen Gegner mit locker 200 DWZ-Punkten mehr einen taktischen Hieb zu setzen, mit dem er sein Punktekonto verdoppelte. Volker landete in einem Endspiel mit gleichfarbigen Läufern und fünf Bauern, das er nach vier Stunden und einigen unpräzisen Zügen leider nicht ausgeglichen halten konnte (O-Ton: „nicht mein Turnier“). Ich war vorab nervös, weil ich gegen einen Gegner favorisiert war und gewinnen „musste“, was mit etwas Nervenflattern gelang. Die sechste Runde setzte für Volker das Wechselbad der Gefühle fort, denn der Bezirksligaspieler, der ihm zugedacht war, war mit seiner Idee von Französisch chancenlos und wurde im Eiltempo überrollt. Josef konnte gegen einen anspruchsvollen Gegner nichts reißen. Mir gelang es zwar, meinen Kontrahenten zu beschäftigen, bis er in Zeitnot geriet, aber in einem Endspiel mit jeweils zwei Türmen und einem „guten“ Springer gegen einen „schlechten“ Läufer fehlten mir Technik und Kraft für mehr als ein Remis.

Die siebte Runde am Ostermontag bescherte Volker einen niederländischen Jugendlichen mit dem anschaulichen Vornamen „Rembrandt“; die Stellung, die sich dann ergab, war aber eher sperrig als malerisch. Resultat: Remis! Josef bekam es mit dem aus der Bezirksklasse bekannten Spieler Bacaksiz (Springer Bochum) zu tun und verlor erneut. Das Mittelspiel erwies sich für mich wieder als schwierig, als ich meinem Gegner zu viel Initiative überließ (und später einen Bauern). Nur mit Glück und durch einen Fehler meines Gegner mogelte ich mich noch zum Remis.

Damit erreichte Volker mit 4 Punkten Platz 68, ist aber nicht ganz zufrieden; Josef mit 2 Punkten Platz 153. Ich nenne 3,5 Punkten mein eigen und komme auf Platz 90 (mein erstes Turnier mit 50 %). Zumindest die Letztgenannten finden demnächst ein aufgestocktes DWZ-Konto vor! Und auch Christoph steht am Ende höher als auf der Teilnehmerliste (Platz 37, 4,5 Punkte).

Schlusswort: Wer Lust hat, mitzuspielen, sollte sich angesichts der guten Erreichbarkeit, des Platzangebots, des Caterings und der Organisation (osv1887.de!) eine Teilnahme überlegen. Auch wenn man verliert, schult man wenigstens das Durchhaltevermögen; anders als mancher GM / IM, der nach der (ersten) Niederlage das Weite sucht…