Marcel Quast schlägt lettischen Großmeister – Paukenschlag in der letzten Runde beim Königsspringer-Open!!

Aber der Reihe nach: 2015 endet an mehreren Orten in NRW mit einem Open; das fünfrundige III. Königsspringer-Silvester-Open hat vom 27.-29.12. in Gelsenkirchen unser passives Mitglied Christoph Wolff für den SC Buer-Hassel mit auf die Beine gestellt und geleitet. 74 Teilnehmer, unter ihnen zwei GM, ein IM und ein FM, konnten sich von Sonntag bis Dienstag unter optimalen Bedingungen duellieren: Der Gemeindesaal in der City war gut zu erreichen, geräumig und hell, das Catering vielfältig und der Schiedsrichter präsent, um etwa Spieler, die gerade ihre Partie beendet und nun vermehrten Redebedarf hatten, auf den Analyseraum ein Stockwerk höher zu verweisen. Es war also an alles gedacht, nun musste man nur noch Schach spielen – Joachim Gawlick hätte das freilich auch gerne an die Organisatoren delegiert, denn nach mäßigen bis traurigen Leistungen fand er sich schlußendlich mit 50% auf dem 44. Platz wieder. Viel besser machte es Dr. Stefan Zeisel (ehemals Post SV und Spross von Peter Zeisel, war im Sommer bei unserem Grand-Prix zu Gast): Nach seinem Erstrundensieg platzierte ihn das Schweizer System gleich an Brett 2 vor GM Viesturs Meijers, der ihm etwa 750 Ratingpunkte über war – Stefan hielt sich gleichwohl bis zum Turmendspiel. Von diesem Achtungserfolg beflügelt nahm er mit Schwarz Knut Andersen ein Remis ab. Klar – die beiden trennen auch nur 400 Punkte! Derart motiviert und ausgestattet mit den weißen Steinen schlug er anschließend Peter Schelwokat, denn, wie gesehen, gegen Spieler mit nur 400 Punkten mehr muss man nicht verlieren … wenn man Stefan heißt. Leider reichte es am Schluss gegen Marius Eckert nur zu langem, aber erfolglosen Widerstand, und so verpasste Stefan den Ratingpreis seiner Gruppe, die er am Vortag noch angeführt hatte! Immerhin konnte er 35 neue DWZ-Punkte nach Hause nehmen.

Bleibt noch unser Spitzenbrett Marcel Quast, der in der 1. Runde ein Remisangebot von Werner Schüppel in eher gefühlt schlechterer Stellung akzeptierte. Dann folgten (teils schnelle) Siege gegen Marcel (teils) gut bekannte Gegner: Michael Schomann, Günther Grunwald und Stefan Tunkel. Zur Belohnung fand er sich vor der letzten Runde in einer Spitzengruppe von neun (!) Spielern mit 3,5/4 wieder und kam … richtig: an Brett 2 gegen Viesturs Meijers. In dieser Situation, in der es unmöglich war, abzuschätzen, zu was ein Remis reichen würde (1. Feinwertung: Buchholzzahl), spielten beide immer weiter, ohne dass jemand die Punkteteilung angeboten hätte. Marcel, obschon mit Schwarz spielend, hatte dazu auch keinen Grund, da er im gesamten Verlauf weder erkennbar schlechter stand noch sich nach eigener Aussage unsicher fühlte. Als in der Diagrammstellung

nach Ta6?! das Gleichgewicht verloren ging und Marcel mit Sb8-Sc6-Sxd4-Sxf3 die Springer tauschen konnte, stand er mit knapp 15 Minuten für acht Züge plötzlich sogar besser, weil er zur Turmverdoppelung auf der zweiten Reihe kam und den Bauern f2 gewann. Als Meijers seinen Freibauern am Damenflügel marschieren ließ, schlug Marcel cool erst den gegnerischen Läufer und evakuierte dann seinen König von der Grundreihe, so dass keine Umwandlungstricks mehr zogen – Meijers gab auf. Damit schaffte Marcel die Sensation des Turniers, wie auch auf der Siegerehrung hervorgehoben wurde, und sprang noch unter die fünf Hauptpreisträger, buchholzbedingt allerdings als Letzter. Aber das dürfte angesichts seiner brillanten Leistung zu verschmerzen sein – dieses Jahresende wird er sicher nie vergessen!