Marcel Quast gewinnt DSAM Vorrunde Potsdam

Marcel Quast und Matthias Gawlick nahmen an der Vorrunde Potsdam der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft teil, bei der unter neuer Regie weiterhin in sieben Gruppen bei sieben Vorrunden je sieben Qualifikanten für das Finale ausgespielt werden. Das Turnier wird offiziell vom Deutschen Schachbund ausgerichtet und ist in der breiten Masse sehr beliebt, vor allem, da man fünf Partien gegen etwa gleichstarke Konkurrenz bestreiten kann und ein großes Finale samt Deutschem (Amateur-)Meistertitel winkt. Von unseren beiden Vertretern hat sich Matthias leider nach drei Runden krankheitsbedingt vom Turnier abgemeldet. Marcel hat einen Bericht über sein Turniererlebnis geschrieben:

Als Nummer neun der Setzliste konnte ich einen sehr guten ersten Tag hinlegen. Zunächst gewann ich gegen Albrecht Weidel (DWZ 2108 / ELO 2140) von den Stuttgarter SF durch ein Springeropfer, nachdem ich im Mittelspiel auf Angriff spielte und bereits drei Bauern im Rückstand war. Mein Gegner, der mir bereits im letztjährigen Finale gegenüber saß, nahm nicht den Springer, sondern meinen auch hängenden Turm und wurde daraufhin mattgesetzt. Obwohl die Maschine meinen Gegner nach dem Springeropfer weiterhin leicht favorisiert, war die Stellung recht komplex und unklar. Danach konnte ich gegen Dustin Möller (2100 / 2127) vom Eckernförder SC gewinnen, wobei ich hier schon nach wenigen Zügen als Schwarzer Ausgleich erzielte und kurz darauf gar Vorteil erlangte. Seine passiven Figuren wurden ihm schließlich zum Verhängnis. So führte ich nach zwei Runden alleine die Tabelle an, da niemand sonst am ersten Tag schadlos blieb.

Am zweiten Tag remisierte ich beide Partien, jeweils mit den weißen Steinen. Zunächst spielte ich gegen den Turniersieger aus Dresden, Karsten Hansch (2239 / 2262) vom SC Empor Potsdam, ein Gambit und hatte stets Kompensation für den Bauern, aber wohl auch nicht mehr. Nachdem mein Gegner zweimal eine Stellungswiederholung ablehnte, meinte ich Fortschritte zu machen. Kurz darauf patzte er leicht, woraufhin ich eine gut spielbare Stellung gegen seine schlechte Bauernstruktur erhielt. Ich nahm allerdings das dann erfolgte Remisangebot an, da ich mich für das Finale qualifizieren und nichts riskieren wollte. Die Engine gab mir später recht, da die Stellung völlig ausgeglichen war, wenn auch objektiv für mich leichter zu spielen. Es folgte ein Remis gegen den späteren punktgleichen Zweiten FM Hendrik Möller (2187 / 2256) vom SC Weisse Dame. Die Partie war recht ereignisarm, aber nicht unspannend, doch dann wiederholten wir die Züge. Hätte ich weiterspielen müssen, hätte ich den Zug gespielt, den die Engine mit leichtem Vorteil für mich bewertet, doch am Brett war es mir unklar und ich mit einem Remis zufrieden.

Allerdings hätte es auch nach hinten losgehen können, denn eine Niederlage am Schlusstag hätte mich bei ungünstigen Resultaten an den anderen Brettern die Qualifikation gekostet. Mein Gegner FM Raphael Rehberg (2194 / 2223) von der SG Lok Brandenburg, der mit einem halben Punkt Vorsprung die Tabelle anführte, machte auf mich aber nie den Eindruck, als wolle er unbedingt gewinnen. Ich dagegen hatte mir vorgenommen auf Sieg zu spielen. Nach der Eröffnung hatte ich ein Zwischenziel erreicht, die Stellung schien ausgeglichen, aber doch mit genug Potential für eine Entscheidung. So wich ich Damentäuschen aus und spielte auf Komplikationen. An einer Stelle hätte mein Gegner laut Engine dies ausnutzen und Vorteil erlangen können, doch er spielte anders und es blieb ausgeglichen. Allerdings verbrauchte er viel Zeit und kam an der 40-Züge-Marke ein wenig in Zeitnot. So spielte er im vierzigsten Zug den vorentscheidenen Fehler, der mir mit Tempo eine Umgruppierung meines Springers samt taktischem Bauerngewinn erlaubte. Im entstehenden Turmendspiel machte ich einmal einen zu hastigen Zug, der jedoch unbestraft blieb und danach war es nur noch eine Frage der Technik. Am Ende gewann ich nach 66 Zügen und dies war damit die längste meiner fünf Partien (zuvor 28, 29, 27, 19 Züge).

Schlussendlich gewann ich punktgleich dank besserer Feinwertung die A-Gruppe und konnte mich neben der Qualifikation auch über 250 Euro Siegprämie und einen echt gewaltigen Pokal freuen. Diesen kann man übrigens auch im Artikel des Deutschen Schachbundes sehen, der mir sogar ein Foto auf der Startseite unter https://www.schachbund.de gönnte, auch wenn der Verfasser leider bei der Recherche zum Verein ein wenig Genauigkeit vermissen ließ…

Anmerken möchte ich an dieser Stelle noch das ausgezeichnete Hotel mit leckerem Essen und vor allem die neu eingeführte Möglichkeit, die Partien mit einem Großmeister analysieren zu können. Zuvor waren bei den anderen Vorrunden bereits Legenden wie Artur Jussupow und Klaus Bischoff zu Gast, in Potsdam konnte dann Robert Rabiega verpflichtet werden. Ich habe nach fast allen Partien diese Gelegenheit gerne genutzt und konnte viel lernen. Nur für meine Schlussrundenpartie blieb aufgrund der Länge der Partie und anschließender Siegerehrung leider keine Zeit mehr.