Bitteres 4:4 gegen SG Witten 2

Br. Rangnr. SC Gerthe – Werne 3 DWZ Rangnr. SG Witten 2 DWZ 4:4
1 17 Lewandowski, Günter 1543 9 Altenschöpfer, Maximilian 1586 1:0
2 18 Schüler, Bernd 1434 10 Papenkordt, Karl-Hermann 1530 ½:½
3 19 Kowalski, Mika 1527 11 Krawietz, Siegfried 1386 1:0
4 20 Biermann, Jannik 1449 12 Rüsing, Thomas 1504 0:1
5 21 Wüllner, Robin 1370 13 Vonrüden, Regina 1443 0:1
6 22 Ebersbach, Hans-Joachim 1424 14 Lang, Christopher 1206 1:0
7 23 Osthus, Reinhard 1304 28 Vonrüden, Tobias 789 ½:½
8 24 Kalle, Michael 1258 35 Badur, Hannes 936 0:1

Bericht von Michael Kalle

Das durchaus Garstige am Schachspiel ist ja zuweilen, dass man ehrlicherweise nicht verloren hat, weil der andere besser war, sondern weil er die eben dampfend frisch auf dem Brett servierten Fehler gefunden und ausgekostet hat. Und dass man eben andererseits selbst nicht in der Lage war, es diesem gleich zu tun, wohl wissend, dass auch jener irgendwo auf dem Brett ebenfalls eine Leckerei oder zumindest doch einen kleinen Happen versteckt hat, denn in unserer Spielstärke ist das ja so üblich und zählt zu den gepflegten Umgangsformen. Aus der Distanz betrachtet, also zum Beispiel aus dem Blickwinkel eines Jemanden, der von draußen zufällig durch ein Fenster auf die reich gedeckten Tische eines Gourmettempels schaut und dann weiter hastet, erscheint das Schachspiel als ein fröhliches Geben und Nehmen. Aber wie gesagt, das gilt nur aus der Distanz und aus dem Blickwinkel eines Unbeteiligten.

Sitz man selbst am Brett, stehen einem zuweilen die Haare zu Berge. So z.B. Robin, der in ausgeglichener Stellung und ohne Not einen Turm einstellte, oder, um besser im Bilde zu bleiben, diesen für die gegnerische Gabel frisch servierte. Etwas anders lief es bei Günter, dem es gelungen war, eine Qualität aus des Gegners Buffet zu knabbern, um dann, nach einigen Verdauungszügen, – quasi über die Theke hinweg – einen Damentausch erzwang in dem guten Wissen, dass er sich nun an des Gegners verbliebenem Material laben können würde. Das war dem Gegner aber dann wohl nicht recht und er gab die Partie verloren. Einen wiederum ganz anderen Charakter hatte die Partie von Hajo. Hier wurde sowohl großzügig gegeben als auch genommen, mal lag Hajo mit einer Figur vorne (die er übrigens durch eine feine Attacke auf den gegnerischen König erobert hatte und dies soll auch der einzige Ausflug in die Realität in diesem Artikel gewesen sein, versprochen), mal war die Mehrfigur wieder weg, dann fischte er sich eine Qualle und so wogte das Mahl wohl mehrere Male hin und her, bis Hajo dann doch des Gebens müde geworden, einen ganzen Punkt verschlang. Mika, seinem jugendlichen Alter entsprechend, kam nicht weiter als bis zum nächsten Schnellrestaurant, bestellt, holte ab und ging. Mit einem ganzen Punkt. Das war wieder ganz anders als bei Jannik, der zwar ebenfalls noch jung ist, aber anders als Mika leider mit leeren Händen die Heimreise antreten musste. Bei Reinhard und seinem Gegner wiederum war es eher wie bei guten Freunden, die sich um einen Teller versammelt haben, um mal so zu schauen, ob etwas Verdauliches dabei sei. Und so ließ ein jeder mal die ein oder andere Chance auf dem Tisch, nur um dann am Ende um so heftiger miteinander über die verbliebenen Reste zu streiten. Keiner konnte hierbei das verbliebene Bauernobst des anderen an sich bringen oder aber das eigene zur Veredelung, so dass am Ende dann geteilt wurde. Ganz ähnlich verlief es bei Bernd. Auch hier wurde brüderlich geteilt, nur war man hier um einiges schneller. Mein Gegenüber war noch sehr jung, allerdings ließ er schon bei der  Menüaufstellung erkennen, dass er wohl wisse, wie man etwas anrichtet. Und so überlegte ich mir stets zweimal, ob ich die Suppe auch auslöffeln könnte, die mir die nächste Idee einbringen könnte. Also löffelte ich ganz tapfer und kam schließlich zu dem Punkt, an dem man sich Gedanken über den gelungenen Ausklang eines Abends macht. Und ich meine damit meinen gelungenen Abend. An dieser Stelle, liebe Leser, können die Genießer unter Ihnen in Erwartung auf das Kommende ruhig mal mit der Zunge schnalzen, können Sie sich genüsslich in den Sessel zurücklehnen und die Daumen sanft über ihre Fingerkuppen streicheln lassen, als wenn Sie sich ein Glas guten Weines unter die Nase halten, die Aromen aufnehmen und sich entfalten lassen, ein perfektes Bild zeichnend von zeitloser Schönheit, um sich das Glas dann erwartungsvoll langsam zum Munde zu führen. Denn genau an dieser Stelle habe ich die Partie verloren, auf Zeit. Und ich meine damit nicht, dass der tragische Held unter der Abgabe von Schweiß, Blut, Tränen und archaischer Grunzlaute mit den letzten Kräften seine Figürchen über das glühende Brett zerrt, um dann von der heimtückischen Klappe erbarmungslos und hinterrücks und kurz vor dem wohlverdienten und gerechten Sieg niedergestreckt zu werden. Ich meine damit, dass ich bei meinem 40. Zug!!!!! etwas zu lange überlegt habe. Genau genommen, zwei Minuten zu lang. Dann hat's mein Gegner bemerkt. Ende, aus, Mickey Maus, so sieht's aus. 4:4, das war's. Damit ist der Klassenerhalt nur noch theoretischer Natur.

Falls sich unter der Leserschaft wer findet, der sich nicht zu den Genießern zählt oder freundschaftliche Gefühle für diesen unseren Verein hegt: hey, es ist völlig ok, wenn Sie jetzt kotzen. Ich werden ganz nah bei Ihnen stehen.